In den „Bildern vom Meer“ geben sich vorwiegend Hecken, Poller, Telefonhäuschen – Cadaqués grüßt – sowie Wellenbrecher, Spuren im Sand, das Gesicht eines Matrosenjungen, in Comic-Manier gemalt, Mülltonnen, Strandkörbe und die Kassenhäuschen, wo man den Erwerb von allerlei Freizeitutensilien liquidiert, ein disparates Stelldichein. Den zerstreuten Blick passieren Dinge, die der Gesellschaft ein adäquates Zeugnis ausstellen, die sie hervorgebracht hat. Das Meer schafft in Giebels Bildern lediglich die natürlichen Bedingungen für das zivilisatorische Zubehör, seit es zur beliebten Touristendestination geworden ist. Sie segeln hart am Wind der Realität.
Mitunter gelangt auch die Neigung des Fotografen zu absurden Konstellationen erneut zum Ausdruck. Wenn er etwa einen voluminösen Touristenbus dank perspektivischer Verkürzung scheinbar auf der glatten Oberfläche eines Verkehrspollers fahren oder das Muster eines steinigen Strandabschnittes durch die Muster des Kleides einer Frau antworten lässt. Auf ihrer Hüfte ruht noch eine Kamera, deren Objektiv unverhohlen die Betrachter des Bildes in Augenschein nimmt. Wäre sie in Funktion, würde sie den Traum vom automatisch hergestellten Bild verwirklichen. In der Summe versammeln sich mithin sämtliche der charakteristischen Merkmale des gesamten fotografischen Werkes von Knut Giebel in diesem Bilder-Zyklus.
So ist es ein schmaler Grat, auf dem sich die Bildkunst von Knut Giebel beständig bewegt, jederzeit in Gefahr, zur einen oder anderen Seite abzustürzen. Doch seine Bilder belegen eindrucksvoll und überzeugend, dass dem Fotografen Bild für Bild der äquilibristische Akt gelungen ist. Mit fotografischen Bildern, die das Dokumentarische, die subjektive Perspektive und den medienkritischen Ansatz vereinen.
In das Medium hinein gehen.