Die Einstellung der Kamera verengt den Raum dramatisch. Die Konturen der Gegenstände in der schwarz-weißen Fotografie sind unscharf. Sie vibrieren ein wenig. Die Atmosphäre ist trist wie das Mobiliar. Trostloses Grau allenthalben. Ein Hotelzimmer in einer fremden Stadt. Nachttisch und Bett stehen quer im Bild. Das Inventar ist auf die Diagonale gestellt. Aber kein dynamischer Effekt entsteht, vielmehr ein Bild, dessen formale Bestandteile wie verrutscht aussehen.
Dieses spektakulär unspektakuläre Bild ist der Auftakt eines aus fünf Teilen bestehenden fotografischen Essays. Einer von mehreren bemerkenswerten Bildessays von Knut Giebel. Die Bildessays verkörpern dank ihrer unangepassten Bildsprache und der bezeichnenden Auswahl und Sicht der Bildmotive gewissermaßen die ästhetische Essenz seiner fotografischen Kunst.
Die übrigen Bilder des fotografischen Essays verlängern die schwermütige Stimmung, die das Eingangsbild beschworen hat, und verstärken sie: ein simpler Schrank aus Sperrholzplatten, anspruchslos wie der Nachttisch. Linker Hand wie in einem frühen Gemälde von Gerhard Richter die Rippen der Heizung. Dann der Blick durch eine Gardine, die diesen förmlich aufsaugt.
Unter dem wüsten Gelände im freien Blick auf den Osten befindet sich, wenn man seine Augen scharf nach rechts auf dem Bild wendet, der sogenannte Führerbunker, in dem Hitler den grausigen Untergang des deutschen Nazi-Reiches dirigierte und sich, nach dessen Vollendung, mittels Gift feige aus dem Leben verabschiedete.
Wie in allen seinen fotografischen Essays sperrt Knut Giebel das Spektakuläre oder bloß Ereignishafte aus, das die News der Fernsehanstalten und die illustrierten Zeitschriften feiern. Irgendwie erscheint sein Später-Kommen sogar Programm.