Mit den materiellen und den praktischen Bedingungen der Herstellung und Verbreitung von fotografischen Bildern hat sich Knut Giebel früh beschäftigt. In einer Installation mit Bildern unter dem übergreifenden Begriff „Bild als Ware“ versammelt er die einzelnen Bestandteile, die das materielle Substrat des (analog) Fotografischen ausmachen, die Hardware sozusagen, von der Kamera über den Film bis zum Fotopapier. Er bezieht darüber hinaus noch Aspekte der Anwendung, etwa des Aufbewahrens (Archivierens) von Fotografien, ein und ihres Zirkulierens; sowohl konkret als auch symbolisch.
So ist die Fotografie ein Behälter für an sich flüchtige Bilder, die sie fixiert hat und deren Erhalt gewisser Vorsorge bedarf. Die Werkgruppe „Bild als Ware“ ist die Abschlussarbeit seines Studiums bei Floris Neusüss in Kassel, dem wichtigsten Lehr- und Umschlagplatz für experimentelle Fotografie in Deutschland nach dem Kriege und eine sprudelnde Inspirationsquelle. Der Zyklus „Bild als Ware“ ist ein Zeugnis für die Absicht Giebels, jene schwer fassbare Sphäre in Bildern auszuloten, die am fotografischen Bild angedockt hat.
Knut Giebels Werkgruppe über die Postkartenstände des spanischen Fischerdorfs Cadaqués widmet sich der Verzweigung und Verfransung des Blicks der Fotografie in Dutzende von malerischen „Ansichten“, die sich bei intensiverem Hinsehen als Variationen lediglich eines einzigen Blicks entpuppen. Es ist tatsächlich der fotografische Blick, der eine Gegebenheit durch bewusste Reduktion auf ein paar touristische Hotspots dem Begehren der Betrachter unterwirft. Wie hinter einem dekorativen Vorhang verschwindet der Ort. Übrig bleibt eine „malerische“ Kulisse.
Knut Giebel porträtierte in Cadaqués einen der entscheidenden Erneuerer der modernen Kunst, Richard Hamilton, den Begründer der britischen Pop Art. Auf seiner legendären Collage „Just What Is It that Makes Today’s Homes so Different, so Appealing“ (1956) prangte auf dem riesigen Lollypop eines muskelstrotzenden Bodybuilders das Wort „POP“. In Großbuchstaben! Laut einer der vielen Geschichten um die Herkunft des Begriffs soll der Lutscher Taufpate des wohl einflussreichsten und weit über den engeren Bezirk der Kunst hinausweisenden kulturellen Phänomens der (Spät)Moderne sein.
Das Terrain seiner facettenreichen und vielschichtigen Kunst. Was die Bande des Tisches im Billardspiel für die Kugeln ist, sind in seiner praktischen Arbeit die fotografischen Bilder. Sie offerieren die zahlreichen Anstoß- und Bezugspunkte. Sein fotografisches Werk gliedert sich in verschiedene Etappen und Zyklen, wird in verschiedenen fotografischen Formen und Methoden veranschaulicht. Es folgt keinem einheitlichen Zeitpfeil. Wobei sich innerhalb der Werkgruppen Einzelbilder, Sequenzen und Serien ablösen und ergänzen. Porträts stehen neben Landschaften, Genrebilder neben Stillleben, konzeptuelle Werke neben eindeutig referenziellen.
Nicht zu vergessen sind die zahlreichen Projekte, die er erdacht, bei Auftraggebern eingebracht und durchgesetzt hat und die seine Studentinnen und Studenten unter seiner Anleitung im Pingpong eindringlicher Diskussionen realisiert haben. Was sich im flüchtigen Blick womöglich als heterogen ausnimmt, verdichtet sich vor dem Hintergrund der vielfältigen Referenzen fotografischer Bilder zu einer klaren ästhetischen Haltung. Mit dem Ziel, einer widerspruchsvollen, konfliktreichen, unüberschaubaren, fragmentarisierten und mannigfach vermittelten Welt ein einigermaßen plausibles Bild abzutrotzen.